didaktik:sozialarbeit

Musik ist für alle da.

James Hill, Chalmers Doane1)

Musik und soziale Gerechtigkeit

Musikalische Bildung als Aus-Bildung personaler Existenz und als sinnvoll disponiertes Kulturverhalten ist ein demokratisches Bürgerrecht … Jeder Bürger hat ein Recht auf 'seine' Musik und kulturelle Lebenserfüllung. Musikalische Ausbildung hat deshalb verschiedene musikalische Verhaltensformen und disparate Sinnbezüge der Musik in der heutigen Gesellschaft einzubeziehen. … Didaktische Offenheit bedeutet vielseitige und differenzierte Anregung der Lern- und Leistungsbereitschaft.

Heinz Antholz2)

Sozialarbeit und Musikerziehung zu verwechseln ist katastrophal. Und so mancher Musiklehrer ist den Bach heruntergegangen, weil er das getan hat. Das bedeutet nicht, daß ein Musiklehrer kein großes Interesse an sozialen Programmen hat oder daß man Kindern nicht Gutes tun sollte. Ich kann Ihnen eine ellenlange Liste geben von guten Dingen, die ich für unglückliche Kinder versucht habe. Aber wenn Sie das zur Hauptsache machen, anstatt ihnen Musik beizubringen, versagen Sie. Und Sie werden scheitern. Und wenn Sie Ihr Programm starten und musikalisch scheitern und es sich um ein Musikprogramm handeln soll, sind Sie arbeitslos und haben nie mehr die Möglichkeit, soziale Arbeit zu leisten oder etwas anderes.

Chalmers Doane3)

Positive Übertragungseffekte

Ich konnte beobachten, daß Schüler, die im regulären Unterricht wenig erfolgreich und dadurch frustriert waren, plötzlich beim Umgang mit dem Instrument ungeahnte Fähigkeiten entfalteten. Diese Leistungen wurden von den Mitschülern stets besonders anerkannt, was einen guten Einfluß auf das Selbstwertgefühl der Betroffenen hatte. Ihre Stellung im Klassenverband verbesserte sich und es zeigte sich, daß sie nun auch bereit waren, mit neuem Mut andere Aufgaben des Schulalltags zu bewältigen. Vorlaute, ungehemmtere Kinder lernten beim Instrumentalspiel, daß großen Worten auch Taten folgen müssen, da hier ausschließlich das Können am Instrument gewertet wurde. Der stark Introvertierte wurde durch das Musizieren veranlaßt, eigenes Fühlen und Erleben durch Musik mitzuteilen. Im Zusammenspiel hatte der kontaktarme Außenseiter der Gruppe die Möglichkeit, auf seine Mitspieler einzuwirken und Kontakte zu knüpfen.

Renate Egelhof4)


1)
Ukukele in the Classroom. Teacher Edition, t. 1. Chrystal Lake Media 2009, vi
2)
Heinz Antholz: Unterricht in Musik. Düsseldorf: Schwann, 3. Aufl. 1976, 115–117, zit. in: Vogt, Jürgen: „Gerechtigkeit und Musikunterricht -- eine Skizze.“ In: Zeitschrift für Kritische Musikpädagogik. 2009, 42
3)
UkuleleYes!, 1.3.2009
4)
Egelhof, Renate: „Ich spiel' am liebsten auf der Ukulele … Erfahrungen mit einer Arbeitsgemeinschaft an der Grundschule.“ In: Musik und Bildung 18:4 (1986), 376–377