vok:phrase

Beim Gesang bezeichnet die Phrase eine musikalische Einheit, die auf einen Atemzug gesungen wird; sie endet also, wenn erneut Atem geholt wird. Auf Instrumentalmusik übertragen, ist eine Phrase eine musikalische Sinneinheit mit Anfang, Höhepunkt und Ende; sie stellt „eine Bewegung in Tönen auf ein Ziel hin“1) dar. Dieser Zusammenhang soll beim musikalischen Vortrag erkennbar werden. Dazu dient vor allem die Variation der Dynamik (Lautstärke und Akzentuierung). Um bei einem Musikstück die richtige Phrasierung herauszufinden, ist es hilfreich, sich das Stück vorzusingen.

In diesem Zusammenhang sollte noch erwähnt werden, dass es keinesfalls so ist, dass innerhalb eines Musikstücks ab und zu Phrasen vorkommen. Vielmehr ist es so, dass absolut jeder Ton und Klang eines Stücks Bestandteil einer Phrase ist.2)

Agudao, Dionisio vertrat eine romantische Auffassung von Phrasen:

Musik ist eine Sprache und besitzt Ideen, mit welchen Phrasen und Perioden gebildet werden. Im Allgemeinen wird jede musikalische Idee in zwei Takten hintereinander ausgedrückt: Die Idee beginnt im ersten Takt und endet in der Mitte oder am Ende des zweiten. Der Schluß muß leise sein, damit er von einer anderen Idee unterschieden wird. Eine Phrase kann aus zwei Ideen und folglich aus vier Takten bestehen, die aus dem gerade angegebenen Grund am Ende leise sein müssen. Beginnend mit der starken Phrase, d.h. dem ersten Takt, und der allmählichen Verringerung der Lautstärke des Klangs bis zu ihrem Ende, d.h. dem vierten Takt, ergibt sich ihr Sinn; es ist jedoch auch wichtig, den Ablauf zu berücksichtigen, den die Noten der einzelnen Tonfolgen in der Phrase haben: Wenn diese ansteigen, wird der Klang im Allgemeinen lauter und wenn sie absteigen, wird er gedämpft.3)

1)
Markus Neuwirth, Pieter Bergé: What Is A Cadence? Leuven University Press 2015, S. 8
2)
Utz Grimminger: Aspekte der Orchesterarbeit (2007), S. 10
3)
Nuevo método para guitarra, 1843, S. 70