Intervall
Das Intervall ist der Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Tönen (Ausgangs- und Zielton)1).
Einfache Intervalle
Einfache Intervalle
Intervall | rein | groß | klein | vermindert | übermäßig | Umkehrung | Stufe |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Halbtonschritte | |||||||
Prime | 0 | – | – | -1 | 1 | Oktave | 1 |
Sekunde | – | 2 | 1 | 0 | 3 | Septime | 2 |
Terz | – | 4 | 3 | 2 | 5 | Sexte | 3 |
Quarte | 5 | – | – | 4 | 6 | Quinte | 4 |
Quinte | 7 | – | – | 6 | 8 | Quarte | 5 |
Sexte | – | 9 | 8 | 7 | 10 | Terz | 6 |
Septime | – | 11 | 10 | 9 | 12 | Sekunde | 7 |
Oktave | 12 | – | – | 11 | 13 | Prime | 8 |
Nur die reinen sowie die großen und kleinen Intervalle sind diatonisch (leitereigen); die verminderten und übermäßigen sind chromatisch. Chromatisch bedeutet: Der Zielton gehört nicht ohnehin schon zur Tonleiter. Chromatische Intervalle führen regelmäßig zu enharmonischen Verwechslungen.
Prime
Prime
- Eine reine Prime ist die Wiederholung desselben Ausgangstons.
- Eine verminderte Prime liegt einen chromatischen Halbtonschritt unter dem Ausgangston.
- Eine übermäßige Prime liegt einen chromatischen Halbtonschritt über dem Ausgangston.
Sekunde
Sekunde
Zwar ist die Sekunde wohl das am häufigsten auftretende Intervall überhaupt, aber ihr wird mehr die Rolle des Übergangs als eine harmonisch tragende Funktion zugeschrieben: sie gilt als dissonant und soll daher bald in ein anderes, konsonantes Intervall aufgelöst werden.
- Eine kleine Sekunde ist einen Halbtonschritt vom Ausgangston entfernt.
- Eine große Sekunde ist zwei Halbtonschritte vom Ausgangston entfernt.
Beispiele
- C'-H = kleine Sekunde abwärts
- C'-D' = große Sekunde aufwärts
Merklieder
- kleine Sekunde abwärts: Vom Himmel hoch
- kleine Sekunde aufwärts: Stille Nacht
- große Sekunde abwärts: Schlaf, Kindlein, schlaf
- große Sekunde aufwärts: Bruder Jakob
Terz
Terz
Terzen spielen bei der Harmonisierung von Melodien die Hauptrolle. Sie definieren die wichtigsten Akkorde sowie die Tongeschlechter Dur und Moll in der westlichen Harmonielehre. Die Begleitung der Melodie in Terzfallsequenzen gehört zum musikalischen Standardrepertoire.
- Eine kleine Terz ist drei Halbtonschritte vom Ausgangston entfernt. Sie wird auch als Rufterz bezeichnet, da sie in der gesprochenen Sprache häufig unbewußt eingesetzt wird, um andere Menschen zu rufen („Mama!“, „Hallo!“). Auch der Kuckuck ruft in der kleinen Terz.
- Eine große Terz ist vier Halbtonschritte vom Ausgangston entfernt.
Beispiele
- C'-A = kleine Terz abwärts
- C'-E' = große Terz aufwärts
Merklieder
- kleine Terz abwärts: Hänschen klein
- kleine Terz aufwärts: Wiegenlied (Brahms)
- große Terz abwärts: Swing Low Sweet Chariot
- große Terz aufwärts: Alle Vöglein sind schon da
Quarte
Quarte
Physikalisch gehört die Quarte zu den konsonanten (also „wohlklingenden“) Akkorden. Von der Wirkung her klingt eine Quarte jedoch eher konsonant, wenn zwischen Ausgangs- und Zielton kein weiterer Akkordton liegt („enge Lage“), und eher dissonant, wenn sie weiter auseinander sind („weite Lage“).
- Eine reine Quarte ist sechs Halbtonschritte vom Ausgangston entfernt.
Beispiele
- C'-G = reine Quarte abwärts
- C'-F'= reine Quarte aufwärts
Merklieder
- absteigend: Halleluja (Händel)
- aufsteigend: Hochzeitsmarsch (Wagner)
Quinte
Quinte
Im Mittelalter galt die Quinte als perfektes Intervall, d.h., eine Melodie konnte auf der Quinte ihres Grundtons enden. Dies wandelte sich später entscheidend: Die Quinte tritt häufig als Halbschluß am Ende einer Periode auf (= „öffnende Quinte“), während die Oktave zum Ende der Melodie erscheint (= Ganzschluß). Beliebt ist der Einsatz von Quinten in einer Quintfallsequenz.
- Eine reine Quinte ist sieben Halbtonschritte vom Ausgangston entfernt.
Beispiele
- C'-G' = reine Quinte aufwärts
- C'-Fis = reine Quinte abwärts
- C'-F = übermäßige Quinte abwärts
Merklieder
- absteigend: What Shall We Do with the Drunken Sailor
- aufsteigend: Wer hat die schönsten Schäfchen
Sexte
Sexte
Die wesentliche Rolle der Sexte ist, daß sie als Umkehrung einer Terz verstanden werden kann und deshalb Terz- und Sextensprünge häufig im Wechsel auftreten. Die kleine Sexte galt bis ins 19. Jh. zudem als besonders dissonant und traurig-schmerzhaft.
- Eine kleine Sexte ist acht Halbtonschritte vom Ausgangston entfernt.
- Eine große Sexte ist neun Halbtonschritte vom Ausgangston entfernt.
Beispiele
- C'-E = kleine Sexte abwärts
- C'-A' = große Sexte aufwärts
Merklieder
- kleine Sexte absteigend: Love Story Thema
- kleine Sexte aufsteigend: The Entertainer
- große Sexte absteigend: Nobody knows the trouble I've seen
- große Sexte aufsteigend: Jetzt fahr'n wir über'n See, über'n See
Septime
Septime
- Eine kleine Septime ist zehn Halbtonschritte vom Ausgangston entfernt.
- Eine große Septime ist elf Halbtonschritte vom Ausgangston entfernt.
Beispiele
- C'-H = große Septime aufwärts
- C'-D = kleine Septime abwärts
Merklieder
- kleine Septime absteigend: An American in Paris (Gershwin)
- kleine Septime aufsteigend: The Winner Takes It All (ABBA)
- große Septime absteigend: I Love You (Cole Porter)
- große Septime aufsteigend: Take on Me (A-Ha)
Oktave
Oktave
- Eine reine Oktave ist zwölf Halbtonschritte vom Ausgangston entfernt.
Beispiele
- C'-C'' = reine Oktave aufwärts
- C'-C = reine Oktave abwärts
Merklieder
- absteigend: Acapulco 1922 (Herb Alpert)
- aufsteigend: Somewhere over the Rainbow
Umkehrintervalle
Umkehrintervalle
Das Umkehrintervall (kurz: Umkehrung) oder Komplementärintervall ist das Intervall zwischen dem Zielton eines Intervalls und der nächsten Oktave über dem Ausgangston. (Die Summe der Stufe von Intervall und Umkehrintervall ergibt stets 9: Prime + Oktave = 1 + 8 = 9; Sekunde + Septime = 2 + 7 = 9 usw.) Reine Intervalle haben reine Komplementärintervalle, große haben kleine und umgekehrt, verminderte haben übermäßige und umgekehrt.
Intervalle und Umkehrintervalle in C-Dur |
---|
Obere Zeile: Intervall; untere Zeile: Umkehrintervall |
* = groß; ** = klein |
- = vermindert; + = übermäßig. Enharmonische Verwechslungen: Eis = F, His = C |
Zusammengesetzte Intervalle
Zusammengesetzte Intervalle
Alle Intervalle, die den Umfang einer Oktave überschreiten, werden als zusammengesetzte Intervalle betrachtet. Ihre Umkehrung entspricht der Umkehrung des Intervalls, das zur Oktave hinzugezählt wird.
Intervall | Hinzugefügtes Intervall | Umkehrung |
---|---|---|
None | Sekunde | Septime |
Dezime | Terz | Sexte |
Konsonante und dissonante Intervalle
Konsonante und dissonante Intervalle
Traditionell unterscheidet man zwischen konsonanten, „zusammenklingenden“ (d.h. harmonisch wohlklingenden) und dissonanten (Spannung erzeugenden) Intervallen. Die konsonanten werden wiederum unterteilt in vollkommen (perfekt) und unvollkommen konsonante Intervalle. Die Einteilung richtet sich danach, welches Teilungsverhältnis entsteht, wenn man eine Saite teilt, um darauf ein bestimmtes Intervall zu spielen.
Intervall | Teilungsverhältnis | Umkehrintervall | Teilungsverhältnis |
---|---|---|---|
Perfekt konsonante Intervalle | |||
Prime | 1:1 | Oktave | 1:2 |
Quinte | 3:2 | Quarte | 4:3 |
Unvollkommen konsonante Intervalle | |||
große Sexte | 5:3 | kleine Terz | 6:5 |
große Terz | 5:4 | kleine Sexte | 8:5 |
Dissonante Intervalle | |||
große Sekunde | 10:9 | kleine Septime | 16:9 |
große Septime | 15:8 | kleine Sekunde | 16:15 |