vok:liedspiel

Liedspiel (engl. chord melody) ist eine ursprünglich für Jazzgitarristen entwickelte Satztechnik, bei der Melodien von Liedern oder vergleichbaren Stücken so harmonisiert werden, daß der Eindruck der Mehrstimmigkeit entsteht, ohne den Rhythmus des Stückes zu verändern. Diese Sätze können deshalb solo oder mit anderen Musikern und Instrumenten zusammen gespielt oder durch Gesang begleitet werden. Auf melodische oder rhythmische Variationen, wie sie in echten Solo-Arrangements auftreten können, wird also verzichtet. Harmonische Variationen werden erreicht, indem verschiedene Voicings eines Akkordes eingesetzt werden.

Videos


James Hill: Chord-Melody Crash Course (Part 1) (2016)


James Hill: Chord-Melody Crash Course (Part 2) (2016)


Guido Heistek: How to Make A Chord Melody on Ukulele (2016)


Michael Lynch: Chord Melody Improv Video Tutorial by Ukulele Mike Lynch (2016)

Akkorde

Das hervorstechende Merkmal dieser Satztechnik ist der Einsatz von Akkorden, die außer am Schluß von Phrasen nicht gebrochen werden, um den Rhythmus nicht zu unterbrechen. Oft wird der Akkord nicht vollständig gespielt, sondern v.a. der Grundton des Akkords ausgelassen (wenn er nicht zugleich Melodieton ist); es handelt sich also um Doppel- oder Dreifachgriffe.

Dies rührt historisch daher, daß Jazzgitarristen meist ein Plektrum einsetzen und daher ungebrochene Akkorde mit mehr als zwei Tönen nicht spielen können.

Die Melodie liegt bei der Gitarre meist auf den obersten beiden Diskant-Saiten, so daß die unteren Saiten für die hinzuzufügenden Töne der Akkorde frei sind. Bei der Ukulele ist es allerdings nötig, für Melodietöne, die tiefer liegen als die 1. und 2. Saite (in C6 also E, in D6 Fis), auch die 3. Saite einzusetzen; in diesem Fall kann eigentlich nur noch die 4. Saite zur Harmonisierung eingesetzt werden.

In der Frühphase der Ukulele wurden die Melodien meist ausharmonisiert, d.h., vollständig mit Akkorden versehen. Heute werden unbetonte Noten häufig als Einzeltöne belassen. Dies steht jedoch im Belieben des Interpreten.

Baßlinien

Auf den betonten Grundschlägen des Liedtaktes (4/4-Takt: 1 und 3; 3/4-Takt: 1) werden unabhängig vom Rhythmus der Melodie mit dem Daumen bestimmte Töne des diesem Melodieabschnitt zugrunde liegenden Akkordes gespielt. Dadurch entsteht eine zweite Stimme, die mit der Melodie harmonisch „verschachtelt“ ( interlaced) ist, aber nicht identisch. Auf diese Weise können v.a. lange Noten und Pausen in der Melodie überbrückt werden.

Grundbaß

Der Grundton des Akkords wird gespielt.

Wechselbaß

Es werden abwechselnd der Grundton und dessen Quinte (also der Grundton der Dominanten = der unterste Ton der 2. Umkehrung) des Akkords gespielt. (Schon aus dem Mittelalter stammt das Verbot von Quintparallelen, das vermeiden soll, daß die Melodie unversehens in die Tonart der Dominanten wechselt. Die Quinte darf deshalb nur im Wechsel mit dem Grundton oder dessen Oktave auftreten.)

Terzbaß

Statt der Quinte wechselt sich die große Terz (der unterste Ton der 1. Umkehrung) mit dem Grundton des Akkords ab. Es handelt sich dabei allerdings um die Dominantparallele; erwartet wird also bei einem Dur-Grundakkord ein Moll-Akkord, was nicht in jedem Fall zur Melodie passen wird.

Literatur

  • Eric Cutshall: Ukulele Chord Melody Solos: Tips and Tricks for Arranging Songs on the Ukulele. Mel Bay Publications 2013 (ISBN: 978145841853)
  • Jerry Moore: Chord Melody Method for Uke. Mel Bay Publications 2012 (ISBN: 9781619110229)

Verweise