vok:my_dog_has_fleas

Seit dem Siegeszug der Ukulele in den USA ab 1915 verbreiteter Merkvers für die gebräuchlichste Stimmung der Ukulele in GCEA (C6):

WortMyDogHasFleas
SaiteGCEA
BedeutungMeinHundhatFlöhe

Diese Eselsbrücke ist sogar in die gedächtnispsychologische Literatur eingegangen:

Beim Stimmen der Ukulele kann dieser Slogan gesungen werden:
„My dog has fleas —“1)
Eine etwas einzigartige Eselsbrücke dient dazu, sich an die Stimmung für eine Ukulele zu erinnern: D, G, H und E.2) Die Noten werden gesungen, aber immer mit den kuriosen Worten: My Dog Has Fleas.3)

Der genaue Ursprung dieses Merkverses ist unbekannt. An sich passen die Wörter nicht zu den Namen der Saiten. Ich vermute allerdings, daß es sich hier um die Parodie auf ein bekanntes englisches Kirchenlied des 19. Jhs. handelt, Nearer, My God, to Thee. Es wird bereits vom Ende des 19. Jhs. berichtet, daß kirchenferne Spötter in den USA dieses Lied zu „Nero, my dog has fleas“ parodierten.4) Diese Parodie war in den folgenden Jahren bei Schülern und Studenten sehr beliebt; dies war genau die Gruppe, die am intensivsten mit der Ukulele in Berührung kam.

Die erste Strophe von Nearer, My God, to Thee beginnt:

1. Takt2. Takt
Nea-rer, my God,tothee,Nea-rer to thee!
AGFFDDCFAG

Der zweite Takt ist CFAG und damit fast identisch mit GCEA, wenn man den rückläufigen Ton G ans Ende stellt und F gegen das um einen Halbtonschritt entfernte E tauscht. Es wurde also vermutlich ursprünglich CEA (die Tonleiter aufwärts) und dann erst G (die Tonleiter abwärts) gesungen und gespielt.

Vermutliche ursprüngliche Notation
031.jpg

Da das Wort Ukulele vermutlich von 'uku „Floh“ und lele „springen“ abgeleitet ist, läßt sich die Assoziation mit von Flöhen geplagten Hunden leicht erklären. Jedenfalls finden sich bereits in den 1920er Jahren in der Presse zahlreiche Anspielungen auf den Zusammenhang von Hunden und Ukulelelen.

Everyday ---

Also wurde ich davon überzeugt, daß ich ein Banjo bekommen und es spielen könnte, wie ich es mit der Ukulele gemacht habe. Ich könnte dieselbe Stimmung verwenden, was übrigens ziemlich einfach ist. Eine korrekt gestimmte Ukelele gibt Geräusche von sich, wenn die saiten langsam angeschlagen werden, als ob jemand sagt: „My dog has fleas.“ Man kann es nicht falsch machen.

Donald Jones in The Franklin Evening Star 18.10.1938, S. 2

Honolulu

Millie saß auf einem Stuhl in der Nähe und übte mit einer Ukulele und sang: „My dog has fleas — fleas — fleas“, aber das Wort Flöhe war immer neben der Tonleiter. (…) „My dog has fleas — fleas — Auf diese Weise kann man nämlich eine Ukulele stimmen. My dog has fleas. Da, jetzt habe ich es!“
Und Millie begann zu spielen …

Lucy Huffaker in: The Rolla Herald 9.2.1939, S. 6

"Flea" String

Niagara Falls, N.Y., 18. Mai (AP) — Ein Musikladenbesitzer erzählte diese Geschichte.
Ein kleiner Junge ging in seinen Laden und sagte:
„Ich möchte eine Flohsaite für meine Ukulele kaufen.“
Als der Besitzer vorschlug, er meinte eine „D“-Saite, antwortete der Junge:
„Nein, meine ich nicht. Wenn mein Lehrer meine Ukulele stimmt, singt er „My-dog-has-fleas“, und die Flohsaite ist gerissen.“

The Gettysburg Times 18.5.1939, S. 1

Say My Dog Has Fleas When You Tune an Ukulele

Am 17.7.1939 meldeten George Cruesling und Claude Malani ihr Urheberrecht an folgendem Lied an:

David Rose: My Dog Has Fleas

Holiday for Music
„My Dog Has Fleas“ wurde in einer komischen Manier geschrieben und wird das Original-Musikstück von David Rose5) aus dem Programm „Holiday for Music“ am Mittwoch, 22.30 Uhr EST, über CBS sein. Als eine Fantasie gewebt auf den vier Noten, die von Ukelele-Spielern angeschlagen werden, während sie stimmen, ist „My Dog Has Fleas“ eine weitere rhythmische Neuheit, für die der junge Komponisten-Dirigent bekannt ist.

The Circleville Herald 2.7.1946, S. 11

Hot Footlight Notes From Hotfooting Footrails
Vor einiger Zeit nahm Rose einen alten Ukulelentrick, der weithin als „My Dog Has Fleas“ bekannt ist, als dieses winzige Saiteninstrument ein Grundnahrungsmittel auf Veranden und Stränden war, und ordnete die vier Noten zu einer vollständigen Komposition an. Die Noten sind einfach die Melodie, die von den vier Ukulelen-Saiten ohne Fingersatz hervorgebracht wird. Rose orchestrierte sie zuerst in einem Pizzicato-Effekt, dann als weiche und schwungvolle Passage unter Verwendung eines großen Geigenchors und Bläsern, und ging dann zu anderen Quasi-Konzertergebnissen über, die in ihrer scharfen Vermeidung stickiger Tradition musikalisch exzellent sind.

Jack O'Brian, in: The Morning Herald (Union Town, Pennsylvania) 31.8.1946, S. 4

Von Victor Young (1900–1956) und seinem Orchester ist eine Aufnahme von „My Dog Has Fleas“ überliefert. Sie beginnt tatsächlich mit dem Leitmotiv GCEA.6)

Freilich scheint nach dem Zweiten Weltkrieg der Ursprung dieser Sitte – die Lied-Parodie – vergessen worden zu sein, so daß sie nur nur auf die Ukulele selbst bezogen wurde.

In der Folge The Ukulele der Phil Harris-Alice Fay-Show, die am 30.10.1949 im Radio ausgestrahlt wurde, stellt sich Phil Harris als Ukulelespieler dar. Ein Freund besucht ihn und versucht zu Harris' Ukulele My dog has fleas zu intonieren. Harris kommentiert den schrägen Gesang:

Deine Stimme ist auch ziemlich lausig.

Internet Archive

Was bedeutet „My dog has fleas“ für Sie? Es ist der Satz, der beim Stimmen einer Ukulele verwendet wird. Und Ukulelen werden jetzt neunmal so viele hergestellt wie vor dem Zweiten Weltkrieg.

173.jpg

Amarillo Daily News 28.3.1950, S. 5

In Japan dient der weibliche Eigenname Hanako-san 花子さん als Merkhilfe. Angeblich hat der Komödiant Maki Shinji dies beim Stimmen seiner Ukulele gerufen und damit populär gemacht.

(Grafik: Ukulele Lesson)

Allerdings wird häufig lamidoso ラミドソ als Merkspruch verwendet, wegen der Solfa-Silben la (A) – mi (E) – do (C) – so (G), die in Japan gewöhnlich anstelle der alphabetischen Notenbezeichnungen verwendet werden:

1la
2弦mi
3弦ドdo
4弦so

Ich selbst empfehle als Eselsbrücke für die C6-Stimmung:

Aus „My Dog Has Fleas“ geht nicht hervor, welche Töne involviert sind. Als englische Eselsbrücke für die C6-Stimmung sind deshalb gebräuchlich:

  • Good Children Eat Apples
  • Good Cats Eat Ants

1)
Young, Morris N.: How to develop an exceptional memory. North Hollywood, Ca.: Wilshire, ca. 1962, S. 121
2)
Das ist die G6-Stimmung für Bariton-Ukulelen, die z.B. Lyle Ritz benutzt hat, die für „normale“ Ukulelen allerdings völlig unüblich ist.
3)
Alan Dundes: „Mnemonic Devices“. In: Midwest Folklore Jg. 11, Nr. 3, Indiana Issue (1961), S. 139-147 hier S. 144
4)
Ferenc Morton Szasz: The Protestant Clergy in the Great Plains and Mountain West, 1865-1915. University of Nebraska Press 2004, S. 38. Die Zeitschrift The Inlander, Jg. 17 (1906), S. 13, zitiert dieses Lied, das sich in den folgenden Jahren großer Beliebtheit unter Schülern und Studenten erfreute. Das Northwestern Dental Journal, Bd.1-5 (1903–08), S. 157, berichtet zum Jahr 1908: „Some musically inclined Freshman has dedicated a parody on 'Nearer, My God, To Thee' to the class of '08, entitled, 'Hauser, my dog has fleas'.“ Dasselbe Lied wurde auch 1910 von den Erstsemestern der Missouri State University dargeboten: „The song was very touching and called forth many repetitions“ (The Savitar, S. 133). Im selben Jahr beschwerte sich ein Zeitungsleser, junge Leute würden alte Kirchenlieder parodieren. „A crowd of joy riders passed our house the other night. They were singing something to the air of 'Nearer, My God, to Thee.' All I caught of their words was: 'Nero, my dog, has fleas.'“ (The Kansas City Times, 3.6.1910, S. 7) Medizinstudenten der University of California führten 1912 bei einer Abschlußfeier eine parodistische Beerdigung durch, an deren Ende „a select choir rendered that sacred song, 'Nero, My Dog Has Fleas,' while the dirt was thrown upon the coffin.“ (The Graduate 1912, S. 67) Earl Bishop Downer erinnerte sich 1916 an „that old college song, 'Nero, my dog has fleas'“ (The Highway of Death, F. A. Davis Company 1916, S. 15). Daß die Parodie auch 1926 und damit während des gesamten ausschlaggebenden Zeitraums bekannt war, bestätigt Herbert Asbury: Up from Methodism, Alfred A. Knopf 1926, S. 158.
5)
1910–1990. In Deutschland am bekanntesten durch die Titelmelodie zur Westernserie „Bonanza“.
6)
Quelle: Internet Archive. Die Aufnahme ist gemeinfrei.